Gemachte Fehler sind Wachstumsprozesse für mich

Im Interview mit Andrea Juhnke

Andrea Juhnke ist ein Beispiel einer erfolgreichen Unternehmensnachfolgerin. „Eigentlich war es gar nicht mein Wunsch, den Betrieb meines Vaters zu übernehmen. Ich hatte einen guten Job im öffentlichen Dienst“, so die diplomierte Wirtschaftsjuristin. Doch dann änderte sie ihre Meinung und gab diesen sicheren Job in der Verwaltung auf, um 2009 im elterlichen Betrieb Verantwortung zu übernehmen. „Das war schon ein echtes Wagnis!“ Das jedoch sehr zur Freude ihres Vaters, der sie nach und nach mit den Abläufen im Unternehmen akribisch vertraut machte. Seit fast 7 Jahren führt Andrea Juhnke nun den Baumarkt & Baustoffhandel Juhnke in Lützow als alleinige Geschäftsführerin. Das mittelständische Unternehmen versorgt sowohl Handwerks- und Baubetriebe wie auch private Heimwerker mit Maschinen und Baumaterialien. Dabei schätzen die Kunden besonders die familiäre Atmosphäre des Betriebes.

Was hat Sie auf Ihrem Karriereweg besonders geprägt?

Die Erfahrung, dass es keine falschen Entscheidungen gibt! Chefin sein heißt ja nicht, dass ich immer alles kann. Ich habe immer wieder Situationen, die mich vor neue Herausforderungen stellen. Diese muss man mutig und selbstreflektiert angehen. Ich kann doch nur dazu lernen und von den Erfahrungen profitieren.  Und das jeden Tag aufs Neue.  Ich interpretiere das mittlerweile für mich als permanente Wachstumsprozesse.

Sie waren Mentee im Programm „Aufstieg in Unternehmen“? Was haben Sie für sich mitnehmen können?

Auch wenn ich schon selbstständig war, habe ich an diesem tollen Mentoringprogramm teilgenommen. Das war für mich nochmal eine großartige Erfahrung. Ich habe viele inspirierende Menschen kennengelernt. Die Workshops halfen mir, mich als Führungskraft zu reflektieren und mich in dieser Rolle weiter zu stärken. Die Gespräche auf Augenhöhe mit anderen Mentees und Führungskräften gaben mir zuweilen auch eine andere Sicht auf Situationen in meinem Unternehmen. Zudem gab es mir Sicherheit in meinem Handeln und vor allem im Umgang mit meinen Mitarbeitenden. Daher kann ich allen, die eine Führungsposition anstreben nur empfehlen, an diesem Programm teilzunehmen.

Was können Sie künftigen Mentees mit auf den Weg geben?

Die Frage, ob ich mir vorstellen könnte, mich in der Rubrik „Klassefrauen“ wiederzufinden, hat mir zunächst sehr geschmeichelt. Doch schon in der ersten Nacht nach der Zusage kamen mir Zweifel. Wieso gerade ich? Es gibt doch so viele großartige Frauen, die weitaus mehr erreicht haben und wahnsinnig viel in ihrem Leben gestemmt haben. Irgendwann sagte eine leise Stimme in mir aber: vielleicht braucht es nicht die höchste Karriereleiter, das coolste Business und unzählige Arbeitsstunden, um stolz auf sich zu sein und dieses auch zeigen zu können. Ich möchte damit allen Frauen sagen, dass jeder Tag ein Meisterwerk unseres Lebens ist. Egal welches Business, egal ob in Voll- oder Teilzeit, ob alleinerziehend oder in einer Patchworkfamilie, ob in einer Anstellung oder als Selbstständige. Das Alltägliche rückt so in den Hintergrund und wir messen uns immer mit dem, was wir nicht haben. Dabei sollte sich jede von uns feiern, stolz auf sich sein und ihr Können in die Welt bringen. Wir sind alle Klassefrauen!

Worauf sind Sie persönlich besonders stolz?

Ich stand oft im Schatten meines Vaters, das hat in mir immer wieder mal Selbstzweifel ausgelöst. Aber irgendwann habe ich angefangen, an mich zu glauben mit der Überzeugung, das was ich mache, mache ich gut. Ich habe akzeptiert, andere würden niemals so handeln oder entscheiden.  Am Ende des Tages kann ich für mich sagen, es war alles richtig und gut so. Meine Mitarbeiter kommen gern zur Arbeit, wir haben zufriedene Kunden und das Unternehmen ist wirtschaftlich stabil. Ich bin stolz, insbesondere in dieser schwierigen Branche im Familienbetrieb, mit meinem Vater und als alleinerziehende Mutter täglich die Dinge zu wuppen.

Was verbinden Sie mit dem Begriff "Tapetenwechsel"?

Mein Tapetenwechsel ist für mich die Natur. Ein paar Stunden im Wald oder an einem unserer schönen Ostseestrände und ich fühle mich wie ausgewechselt. Ich stelle mir dann oft vor, dass ich den Alltag auf dem Weg dorthin einfach abstreife und nur die Natur genieße.  Unser Bundesland macht es mir da ja auch leicht.

Was verbinden Sie mit dem Begriff „Einzigartigkeit“?

Einzigartigkeit ist für mich, sein Leben so authentisch wie möglich zu leben. Losgelöst von irgendwelchen Trends oder Dogmen und so zu sein, wie man ist – an guten wie an schlechten Tagen. Dazu gehört auch, sich in all seinen Facetten zu zeigen.

Was verbinden Sie mit dem Begriff „Lieblingsplatz“?

Mein Lieblingsplatz ist die Insel Poel. Eine noch recht verschlafene Insel, auf welcher man Fleckchen findet, an denen man fast ungestört am Strand sein kann. Ich liebe das!

Steckbrief

Name:
Andrea Juhnke

Jahrgang:
1981

Anzahl Kinder:
1 Kind, 2013

Hobbies:
Natur, Natur, Natur

Ehrenamtliche Tätigkeiten:
Mitglied in der Vollversammlung der IHK zu Schwerin

(weitere ehrenamtliche Aufgaben dürfen gern folgen)

Branche / Unternehmen:
Einzelhandel / Baumarkt

Position: Geschäftsführerin

Schwerpunkte der aktuellen Tätigkeit:
Unternehmensorganisation, Personalmanagement, Marketing

Wie viele Mitarbeiter/innen sind Ihnen unterstellt?

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