Kathrin Schultka – Mit Leidenschaft und Entschlossenheit an die Spitze

„Veränderung ist eine Chance, kein Risiko“ – Mit dieser Haltung hat sich Kathrin Schultka in der Medienbranche durchgesetzt und ist heute Geschäftsführerin der Ostsee-Zeitung. Eine Frau an der Spitze eines traditionsreichen Verlages, das ist noch immer keine Selbstverständlichkeit. Doch Kathrin Schultka hat nie darauf gewartet, dass sich Türen von allein öffnen. Sie hat sie selbst aufgestoßen.

Von der Macherin zur Führungskraft

Schultkas Karriereweg begann nicht mit einem Masterplan. Sie sammelte über 30 Jahre Erfahrung in der Medienbranche, baute Vertrieb, Marketing und Media Solutions der Ostsee-Zeitung mit auf und wurde zur treibenden Kraft hinter der digitalen Transformation. Heute bildet sie gemeinsam mit Rainer Strunk die Geschäftsführung – ein klares Zeichen dafür, dass Frauen in Schlüsselpositionen gebraucht und geschätzt werden.

Doch der Weg nach oben war kein Selbstläufer. „Es gibt immer Momente, in denen man sich fragt: Schaffe ich das? Aber genau dann muss man weitermachen, an sich selbst glauben und Mut haben.“ Diese Einstellung hat sie geprägt und genau das möchte sie auch anderen Frauen mitgeben.

Führen mit Haltung und Herz

Für Schultka bedeutet Führung nicht nur Strategie und Zahlen – sondern vor allem Menschen mitzunehmen. Sie setzt auf Offenheit, Vertrauen und Kommunikation auf Augenhöhe. „Erfolg ist niemals eine Einzelleistung“, sagt sie, „er entsteht im Team.“

Dabei begegnet sie immer wieder Herausforderungen: Digitale Umbrüche, neue Medienformate und ein verändertes Nutzungsverhalten verlangen schnelle Entscheidungen und mutige Schritte. Doch genau das reizt sie: Veränderung aktiv gestalten, statt sich von ihr treiben zu lassen.

Frauen in Führung – Mehr Mut zur Sichtbarkeit

Trotz ihres Erfolges weiß Schultka, dass Frauen in Führungspositionen noch immer zu selten sind. „Wir brauchen mehr Selbstbewusstsein und Netzwerke“, betont sie.

Ihr Rat an Frauen, die aufsteigen wollen:
„Sprecht über eure Erfolge, wartet nicht darauf, entdeckt zu werden!“
„Lasst euch nicht von Zweifeln bremsen – fragt euch nicht, ob ihr gut genug seid, sondern was ihr braucht, um es zu werden.“
„Holt euch Mentorinnen, tauscht euch aus – wir Frauen müssen uns gegenseitig stärken.“

Ein Vorbild für die nächste Generation

Was sie antreibt? „Zu wissen, dass ich gestalten kann. Dass ich Dinge bewege – für mein Team, für die Zeitung und für die Leserinnen und Leser.“ Ihre Vision für die Zukunft der Ostsee-Zeitung ist klar: Weiter wachsen, neue digitale Wege gehen und dabei den journalistischen Kern bewahren.

Und ihr größter Wunsch? Mehr Frauen, die sich trauen. Die nach oben streben, sich gegenseitig fördern und sichtbar machen. Denn, so sagt sie mit einem Schmunzeln: „Es gibt keinen Grund, warum wir nicht an der Spitze stehen sollten.“

Kathrin Schultka im Interview

Was war Ihr erster Gedanke, als Sie erfuhren, dass Sie Geschäftsführerin der Ostsee-Zeitung werden?
Ich habe eine besondere Freude empfunden, nach fast 35 Jahren bei der OSTSEE-ZEITUNG diese Position bekleiden zu dürfen. Dieser Weg war von Stolz geprägt, denn es ist eine große Verantwortung und zugleich eine besondere Anerkennung meiner bisherigen Arbeit.

Gab es einen Moment in Ihrer Karriere, in dem Sie dachten: „Jetzt bin ich wirklich eine Führungskraft“?
Einen bestimmten Schüsselmoment gab es für mich nicht. Das liegt vor allem daran, dass ich bereits vor meiner aktuellen Position viel Verantwortung getragen und eigenständige Entscheidungen getroffen habe. Zwar fand ein kontinuierlicher Austausch mit meiner Vorgesetzten statt, dennoch habe ich meine Aufgaben im Wesentlichen selbstständig erledigt. Der Übergang zur Geschäftsführung war daher kein abrupter Wechsel, sondern eine natürliche Fortführung meines bisherigen Weges.

Wie würden Sie Ihren Führungsstil mit drei Worten beschreiben?
Ich würde meinen Führungsstil als kooperativ, empathisch und zielorientiert beschreiben. Es ist mir wichtig, gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu arbeiten und nicht ausschließlich autoritär zu agieren. Natürlich gibt es Entscheidungen, die ich letztlich allein treffen muss, da die Verantwortung bei mir liegt. Dennoch lege ich großen Wert darauf, die Perspektiven meines Teams zu berücksichtigen, sie abzuholen und ihre Bedürfnisse zu verstehen. Dabei helfen auch Etappenziele, um gemeinsam Schritt für Schritt das übergeordnete Ziel zu erreichen.

Wie schaffen Sie es, ein Team zu inspirieren und auf eine gemeinsame Vision einzuschwören?
Die Ostsee-Zeitung unterscheidet sich strukturell von klassischen Wirtschaftsunternehmen. Unsere Mitarbeitenden sind aktiv in die Weiterentwicklung eingebunden und haben die Möglichkeit, Ideen und Vorschläge einzubringen. Besonders in der Zusammenarbeit mit der Redaktion ist eine enge Abstimmung mit dem Chefredakteur von großer Bedeutung, da journalistische Entscheidungen in seinem Verantwortungsbereich liegen. Mein Ziel ist es, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu fördern, in der beide Seiten die jeweiligen wirtschaftlichen und journalistischen Ziele verstehen und gemeinsam vorantreiben. Nur so lässt sich eine nachhaltige und tragfähige Vision verwirklichen.

Was bedeutet für Sie eine gute Unternehmenskultur – und wie prägen Sie diese?
Eine gute Unternehmenskultur zeichnet sich für mich durch Offenheit, Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung aus. Zwischen 2015 und dem Beginn der Pandemie haben wir regelmäßig Workshops durchgeführt, um die Unternehmenskultur aktiv zu gestalten. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, den Mitarbeitenden eine Stimme zu geben und ihnen die Möglichkeit zu bieten, ihre Ideen und Anliegen offen zu kommunizieren. Auch die Neugestaltung unserer Arbeitsräume unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Mitarbeitenden war ein bedeutender Schritt, um eine positive und produktive Arbeitsatmosphäre zu schaffen.

Welche Führungsregel oder Weisheit begleitet Sie durch Ihren Alltag?
Ich lege großen Wert auf Authentizität und eine offene Kommunikation. Das bedeutet auch, dass ich unangenehme Themen direkt anspreche – allerdings immer in einem respektvollen und vertraulichen Rahmen. Nur durch Ehrlichkeit lassen sich Dinge verbessern. Einen festen Leitsatz, der mich durch meinen Arbeitsalltag begleitet, habe ich jedoch nicht.

Die Medienbranche steht unter enormem Veränderungsdruck. Was motiviert Sie, diese Herausforderungen anzunehmen?
Die zentrale Herausforderung besteht darin, eine Balance zwischen der klassischen Print-Leserschaft und einer neuen, jüngeren Zielgruppe zu finden, die es zu gewinnen gilt. Dabei setzen wir auf innovative Ansätze wie personalisierte Newsletter, um den Zugang zu unseren Inhalten zu erleichtern und die Hürden für digitalen Medienkonsum zu senken. Wir arbeiten zunehmend in Themenclustern wie Gesundheit, Mobilität oder Wirtschaft, um journalistisch relevante Inhalte gezielt zu bündeln. Gleichzeitig bleibt die Refinanzierung durch Abonnements und Werbeeinnahmen essenziell. Unser Ziel ist es, unseren Werbepartnern maßgeschneiderte Lösungen zu bieten – sowohl im Print- als auch im Digitalbereich.

Was tun Sie, wenn Ihnen alles zu viel wird? Haben Sie ein persönliches Ritual zum Abschalten?
In belastenden Situationen ist es mir wichtig, Dinge auszusprechen. Ich habe zwei bis drei enge Vertrauenspersonen, mit denen ich offen und ehrlich über Herausforderungen sprechen kann. Dieser Austausch hilft mir, Belastungen zu verarbeiten und einen klaren Kopf zu bewahren.

Welche Rolle spielt Humor in Ihrem Führungsalltag?
Humor spielt eine große Rolle in meinem Arbeitsalltag. Wir lachen viel miteinander, und diese Leichtigkeit schafft eine positive Arbeitsatmosphäre und fördert den Teamgeist.

Wie gehen Sie mit Kritik um – sowohl von außen als auch aus Ihrem eigenen Team?
Ich habe gelernt, Kritik zunächst anzunehmen und zu reflektieren. Wenn mich eine Kritik trifft, nehme ich mir Zeit, um sie objektiv zu bewerten. Sollte ich sie als unberechtigt empfinden, spreche ich das zu einem späteren Zeitpunkt an. Dieser bewusste Umgang mit Kritik hilft mir, konstruktiv damit umzugehen und daraus zu lernen.

Was ist das Schönste an Ihrem Job – das, was Sie jeden Morgen mit Begeisterung aufstehen lässt?
Der persönliche Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen bereitet mir große Freude. Ich schätze die Gespräche, in denen wir Ideen teilen und uns gegenseitig inspirieren. Besonders gerne gehe ich morgens durch die Büros, um mich nach dem Befinden zu erkundigen und aktuelle Themen zu besprechen.

Gibt es eine Empfehlung an Frauen, die auch gerne in der Geschäftsführer-Ebene ankommen wollen?
Mein Rat lautet: Vertrauen Sie in sich selbst und haben Sie den Mut, Ihren eigenen Weg zu gehen. Zweifel sind natürlich, doch sie sollten nie davon abhalten, Chancen zu ergreifen und sich zu zeigen.

Erfordert es eine Rückendeckung innerhalb der Familie, wenn man Führungskraft eines großen Medienhauses ist?

Absolut. Ich bin sehr dankbar, meinen Mann an meiner Seite zu haben. Wir sind seit 35 Jahren verheiratet – genauso lange, wie ich bei der OZ tätig bin – und ich könnte mir keinen besseren Partner vorstellen. Er ist meine wichtigste Stütze. In einem solchen Amt braucht man jemanden, dem man vertrauen kann und mit dem man offen sprechen darf. Er nimmt mir viele Aufgaben im Alltag ab, sodass ich den Kopf für meine beruflichen und anderen Verpflichtungen frei habe.

Haben Sie praktische Tipps, wie man an Selbstvertrauen gewinnt?

Es gibt keinen festen Plan dafür – Selbstvertrauen entwickelt sich mit der Zeit. Anfangs hält man sich oft zurück, während andere die Gelegenheit nutzen, sich zu äußern. Doch mit jeder Situation, in der man sich einbringt, wächst das Vertrauen in die eigenen Worte und Fähigkeiten. Natürlich kann es passieren, dass man mal eine falsche Antwort gibt – aber genau daraus lernt man. Je häufiger man sich äußert, desto sicherer wird man.

Wichtig ist auch, wie das Gegenüber reagiert. Begegnet er einem mit Verständnis oder nutzt er die Situation, um einen kleinzumachen? Mein Rat: Wer in seiner Materie gut ist und sich dessen bewusst ist, sollte sich trauen, seine Meinung zu äußern – auch wenn man mal danebenliegt.

In meinem beruflichen Umfeld achte ich darauf, eine Vertrauenskultur zu schaffen. Ich möchte, dass meine Kollegen wissen, dass es völlig normal ist, Fehler zu machen. Denn nur wer etwas tut, kann auch mal irren. Entscheidend ist letztlich, wie man damit umgeht.

Was verbinden Sie mit dem Begriff "Tapetenwechsel"?

Ein Tapetenwechsel bedeutet für mich, neue Eindrücke zu sammeln und frische Energie zu tanken – am liebsten in Form eines erholsamen Urlaubs.

Was verbinden Sie mit dem Begriff "Einzigartigkeit"?

Einzigartigkeit bedeutet für mich, jemanden Besonderen zu treffen – eine Person, die sich von der Masse abhebt, sei es durch ihre Art, ihre Talente oder ihre Sicht auf die Welt. Jemand, der durch seine Individualität beeindruckt.

Was verbinden Sie mit dem Begriff "Lieblingsplatz"?

Das Ostseebad Wustrow.

Steckbrief

Name:
Kathrin Schultka

Jahrgang:
1966

Anzahl Kinder:
1 Kind (Jg. 92)

Hobbies:
Fahrrad fahren, am Strand sein

Branche / Unternehmen:
Ostsee ZEITUNG, Medien

Position:
Geschäftsführerin

Wie viele Mitarbeiter/innen sind Ihnen unterstellt?
200