Jede Krise macht stärker - Im Interview mit Martina Fregin

Martina Fregin ist gebürtige Güstrowerin und in einem landwirtschaftlich geprägten Umfeld aufgewachsen. Nach ihrer Ausbildung im öffentlichen Dienst arbeitete sie bis zur Wende an der Pädagogischen Hochschule in Güstrow. In dieser Zeit kam sie erstmals intensiver mit dem Unternehmertum in Berührung, auch durch ihren Mann, der selbstständig war. Während er sich vor allem um die technische Seite kümmerte, übernahm sie früh Verantwortung für die betriebswirtschaftlichen Themen.

Mit gerade einmal 26 Jahren wurde Martina Fregin Geschäftsführerin, eine Rolle, in die sie Schritt für Schritt hineinwuchs und die sie nachhaltig prägte. Führung bedeutete für sie von Anfang an nicht Status oder Titel, sondern Verantwortung zu übernehmen, den Überblick zu behalten und Entscheidungen zu treffen, auch dann, wenn sie herausfordernd waren.

Schon früh gestaltete sie ihre Rolle sehr bewusst. Während sie als Geschäftsführerin die LKT leitete, führte sie parallel die KKF – Gesellschaft für Klima- und Kältetechnik mbH als geschäftsführende Gesellschafterin. Mit Klarheit, Weitsicht und einem guten Gespür für Menschen hat sie die Unternehmen durch anspruchsvolle Zeiten begleitet und weiterentwickelt. Dabei richtete sich ihr Blick stets auch nach vorn.

Diese vorausschauende Haltung zeigte sich besonders beim Thema Nachfolge. Als ihr Sohn bereit war, mehr Verantwortung zu übernehmen, war dieser Schritt gut vorbereitet. Die KKF, von Beginn an als zweites Standbein aufgebaut, bot den passenden Rahmen, um ihm den Weg in die unternehmerische Selbstständigkeit zu ermöglichen, mit Vertrauen, Struktur und dem Mut, Verantwortung weiterzugeben. Heute begleitet Martina Fregin ihn dabei nicht nur als erfolgreiche Unternehmerin, sondern auch als Mutter und Mentorin.

Der Weg in die unternehmerische Verantwortung verlief für Martina Fregin nicht geradlinig und schon gar nicht geplant. Vielmehr entwickelte sich ihre Rolle aus der gemeinsamen Arbeit heraus, in der unterschiedliche Erwartungen und Prägungen aufeinandertrafen.

Wann wurde Ihnen klar, dass Sie nicht „mitarbeiten“, sondern auf Augenhöhe führen wollten und was hat Ihnen dabei besonders geholfen?

»Es war nie mein Wunsch, Unternehmerin zu werden. Als ich meinen Mann kennenlernte, war er bereits selbstständig. Da war es für mich zunächst einfach zu sagen: Ja, ich bin dabei. Mein Mann kam aus den alten Bundesländern und hat mich unternehmerisch anfangs nicht wirklich ernst genommen. Dort war es damals oft so, dass Unternehmergattinnen ihren Männern den Rücken freihielten und sich um Haushalt oder Kinder kümmerten. Ich kam aus einer ganz anderen Welt. Für mich stand fest: Wenn ich das mache, dann mache ich es ganz. Hier wird schließlich mit einer Ostfrau gerechnet! Und ich konnte meinen Mann schnell eines Besseren belehren.«

Wie ist Ihnen das gelungen?

»Ich habe einfach angefangen, mich intensiv mit dem Unternehmen zu beschäftigen. Anfangs wurde ich sicherlich noch häufig als die Frau des Chefs wahrgenommen. Aber ich konnte mir Schritt für Schritt das Vertrauen und den Respekt unserer Mitarbeitenden und unserer Kunden erarbeiten.«

Was gehört Ihrer Ansicht nach zu einer guten Führungskraft?

»Eine gute Portion Authentizität. Dazu gehört, den Mitarbeitenden Wertschätzung, Vertrauen und Respekt entgegenzubringen. Man sollte sich nicht verbiegen. Natürlich ist es wichtig, Ratschläge anzunehmen aber gleichzeitig sollte man sich selbst treu bleiben, die eigene Meinung offen vertreten und klar kommunizieren. Authentisch zu sein, ist dabei entscheidend.«

Ist Chefin sein grundsätzlich schwerer als Chef sein?

»Darüber habe ich ehrlich gesagt nie wirklich bewusst nachgedacht, auch wenn ich oft danach gefragt werde. Vielleicht führt man als Frau etwas anders, möglicherweise ein wenig empathischer. Ich bin ein sehr empathischer Mensch. Ich nehme Stimmungen in der Belegschaft gut wahr, ob am Tonfall oder am Gesichtsausdruck. Das hilft mir, mich in meine Mitarbeitenden hineinzuversetzen und sie besser zu verstehen.«

Was hat Sie insgesamt auf Ihrem Karriereweg besonders geprägt?

»Es waren die Krisen, die es in über 25 Jahren natürlich auch zu bewältigen gab. Rückblickend kann ich sagen, dass ich aus jeder dieser Situationen gestärkt hervorgegangen bin. Sie haben mich geprägt und mir die Sicherheit gegeben, auch in schwierigen Momenten die richtigen Entscheidungen zu treffen.«

Der Mittelstand und das Familienunternehmen spielen in Ihrem Wirken eine zentrale Rolle. Wie erleben Sie aktuell den Generationenwechsel bei der KKF?

»Der Mittelstand ist für mich das Rückgrat unserer Wirtschaft, insbesondere in unserer Region. Die KKF ist seit 1988 im Bereich der Kälte- und Klimatechnik tätig und heute an zwei Standorten vertreten: in Bützow und in Bad Bramstedt. Innovation, Nachhaltigkeit und eine moderne Personalpolitik sind feste Bestandteile unserer Unternehmenskultur.

Gleichzeitig befinden wir uns mitten im Generationenwechsel. Mein Sohn Felix ist seit 2022 Geschäftsführer und wird Schritt für Schritt mehr Verantwortung übernehmen. Für mich ist das ein bewusster, gut vorbereiteter Prozess. Verantwortung weiterzugeben, heißt Vertrauen zu schenken und Raum für neue Ideen zu schaffen. Ich selbst werde mich perspektivisch aus dem operativen Geschäft zurückziehen, um mich eigenen Projekten zu widmen.«

Ja, Sie haben sich einen Traum erfüllt und eine eigene Galerie eröffnet. Wie ist es dazu gekommen – und woher kam der Mut für diesen Schritt?

»Kunst hat mich schon immer begleitet und fasziniert. Ein entscheidender Impuls entstand durch meine Teilnahme am Projekt Wirtschaft trifft Kunst, das im Rahmen von MentoringKunst und dem Wirtschaftsmentoring Aufstieg in Unternehmen umgesetzt wurde. Dort durfte ich mit der Künstlerin, Sherin Goldstein zusammenarbeiten. Diese Erfahrung hat meinen Wunsch, eine eigene Galerie zu betreiben, noch einmal deutlich gestärkt.

Als dann die Corona-Zeit kam, war das für viele eine Phase voller Unsicherheiten. Für mich war es, trotz aller Widrigkeiten, auch ein Moment des Innehaltens und Neudenkens. Ich habe den Mut gefasst und meinen Traum verwirklicht. Heute kann ich sagen: Es war einer der besten Schritte in meinem Leben.

Natürlich bringt die Arbeit als Galeristin neue Herausforderungen mit sich. Doch genau hier helfen mir meine Erfahrungen als Geschäftsführerin, mein Organisationstalent, mein Ehrgeiz und vor allem meine Freude am Umgang mit Menschen. Heute bin ich sehr glücklich, diesen Weg gegangen zu sein. Und ich kann nur sagen: Schauen Sie gern vorbei – die Galerie lebt vom Austausch und von Begegnungen: Aktuelle Ausstellung | Galerie Martina Fregin«

Wo ist Ihr „Lieblingsplatz“?

»Das ist der Ort, an dem ich gern bin, an dem ich zur Ruhe komme und mich entspannen kann. In der Natur oder am Wasser. Ich habe mehrere Lieblingsplätze. Sie sind wichtig für die innere Ruhe und den Ausgleich. Oder auch um dort Zeit mit der Familie zu verbringen. «

Was verbinden Sie mit dem Begriff "Tapetenwechsel"?

»Tapetenwechsel oder auch Perspektivwechsel sind wichtig im Leben. Um richtige Entscheidungen zu treffen, muss man sich manchmal in eine andere Rolle begeben oder die Sache von einer anderen Seite betrachten. Manchmal braucht man auch eine Auszeit und eine andere Umgebung, um wieder Kraft zu tanken.«

Was verbinden Sie mit dem Begriff "Einzigartigkeit"?

»Jeder Mensch ist einzigartig! Deshalb arbeite ich auch sehr gern mit Menschen und begleite vor allem auch die Entwicklung der jüngeren Generation. Man wird übrigens oftmals auch von deren Einzigartigkeit überrascht.«

Steckbrief

Name:
Martina Fregin

Jahrgang:
1968

Anzahl Kinder:
Einen Sohn – Jahrgang 1989

Hobbies:
Kunst & Kultur

Ehrenamtliche Tätigkeiten:
Mentorin im CROSS-Mentoringprogramm der Zukunftsmacher M-V

Branche / Unternehmen:
Handwerk – Klima/Lüftung

Position:
Geschäftsführerin

Schwerpunkte der aktuellen Tätigkeit:
Unternehmensführung

Wie viele Mitarbeiter/innen sind Ihnen unterstellt?
35 Mitarbeitende