Jede Krise macht stärker - Im Interview mit Martina Fregin

Martina Fregin ist gebürtige Güstrowerin und in einem ländlich geprägten Umfeld aufgewachsen. Nach ihrer kaufmännischen Ausbildung im öffentlichen Dienst arbeitete sie bis zur Wende an der Pädagogischen Hochschule in Güstrow und späteren Fachhochschule. Zu dieser Zeit lernte sie auch ihren Mann kennen, der sie durch seine Selbstständigkeit schnell mit dem Unternehmertum vertraut machte.

Im Jahr 1994 gab sie als junge Mutter ihre Anstellung im öffentlichen Dienst auf, um für das eigene Unternehmen da zu sein. Während sich ihr Mann um die technische Seite kümmerte, war sie für den betriebswirtschaftlichen Bereich verantwortlich. Das BWL-Studium wurde Freitagabend und Samstag daneben absolviert. Mit 26 Jahren wurde Martina Fregin bereits Geschäftsführerin – eine Rolle, in die sie erst hineinwachsen musste. Der großen Verantwortung war sie sich stets bewusst, und sie gab ihr Bestes. Erst recht, als sie nach dem Tod ihres Mannes vor einigen Jahren unvermittelt allein für das Unternehmen verantwortlich war.

Der Verlust ihres Mannes traf Sie seinerzeit auch mitten in einer wirtschaftlichen Krisensituation!?

»Ja, wir hatten seinerzeit einen massiven Zahlungsausfall durch einen großen öffentlichen Auftraggeber. Es stand für uns die pure Existenz auf dem Spiel. Aber wir waren gerade wieder auf einem guten Weg, das Unternehmen neu aufzustellen und auf Kurs zu bringen. Wir taten alles daran, unseren Mitarbeiterstamm zu halten, innerhalb kürzester Zeit mussten viele wichtige Entscheidungen getroffen werden. Außerdem mussten wir mit allen Lieferanten neu verhandeln und viele Maßnahmen mehr ergreifen. Aber am Ende konnten wir das Unternehmen unter neuer Flagge wieder in sicheres Fahrwasser bringen und sind recht schnell wieder erfolgreich gewesen. Leider hat mein Mann das nicht mehr erlebt. Diese schwierigen Zeiten haben mich und das Team sehr zusammengeschweißt. Die Mitarbeiter haben auch in diesen schwierigen Zeiten immer zu uns gehalten und sind heute noch an Bord.«

Hatten Sie vorher überhaupt ausreichend Zeit, sich an Ihre Rolle als Führungskraft zu gewöhnen?

»Ja, ich war ja zu diesem Zeitpunkt schon viele Jahre in der Führungsrolle. Allerdings war es vorher nie mein Wunsch, Unternehmerin zu werden. Dies hatte sich einfach durch die familiäre Situation ergeben. Als ich meinen Mann kennenlernte, war er bereits viele Jahre selbstständig. Ich wurde gebraucht und es war für mich schnell klar zu sagen, ja ich bin dabei. Mein Mann kam aus den alten Bundesländern und dachte wohl eher an eine Art „Unterstützung“ – so kannte er es eben. Für mich stand aber fest, wenn ich das mache, dann mache ich das auch ganz – mit der vollen Verantwortung. Das habe ich dann so gewollt und bin recht schnell in die Rolle hineingewachsen.«

Wie ist Ihnen das gelungen?

»Ich habe einfach angefangen und mich intensiv mit dem Unternehmen beschäftigt. Anfänglich wurde ich sicherlich auch noch mehr als Frau des Chefs wahrgenommen. Aber ich konnte mir Stück für Stück das Vertrauen und den Respekt unserer Mitarbeitenden und Kunden erarbeiten. Schwierige Situationen waren immer eine große Herausforderung für mich, die ich gern angepackt habe.«

Ist Chefin grundsätzlich schwerer als Chef?

»Darüber habe ich ehrlich gesagt nie wirklich nachgedacht. Aber man wird schon oft danach gefragt. Möglicherweise führt man als Frau etwas anders, vielleicht ein wenig emphatischer. Ich bin ein sehr empathischer Mensch. Ich kann Stimmungen in der Belegschaft schon gut wahrnehmen. Das hilft mir, mich in meine Mitarbeiter reinzuversetzen und sie zu verstehen.«

Was hat Sie insgesamt auf Ihrem Karriereweg besonders geprägt?

»Es waren eben die Krisen, die es in den nun über 25 Jahren zu bewältigen gab. Im Nachgang betrachtet, bin ich aber jeweils gestärkt daraus hervor gegangen. Das hat mich natürlich geprägt und mir die Bestätigung gegeben, in schwierigen Situationen die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben. Das Unternehmen ist heute erfolgreicher denn je.«

Wo ist Ihr „Lieblingsplatz“?

»Das ist der Ort, an dem ich gern bin, an dem ich zur Ruhe komme und mich entspannen kann. In der Natur oder am Wasser. Ich habe mehrere Lieblingsplätze. Sie sind wichtig für die innere Ruhe und den Ausgleich. Oder auch um dort Zeit mit der Familie zu verbringen. «

Was verbinden Sie mit dem Begriff "Tapetenwechsel"?

»Tapetenwechsel oder auch Perspektivwechsel sind wichtig im Leben. Um richtige Entscheidungen zu treffen, muss man sich manchmal in eine andere Rolle begeben oder die Sache von einer anderen Seite betrachten. Manchmal braucht man auch eine Auszeit und eine andere Umgebung, um wieder Kraft zu tanken.«

Was verbinden Sie mit dem Begriff "Einzigartigkeit"?

»Jeder Mensch ist einzigartig! Deshalb arbeite ich auch sehr gern mit Menschen und begleite vor allem auch die Entwicklung der jüngeren Generation. Man wird übrigens oftmals auch von deren Einzigartigkeit überrascht.«

Steckbrief

Name:
Martina Fregin

Jahrgang:
1968

Anzahl Kinder:
Einen Sohn – Jahrgang 1989

Hobbies:
Kunst & Kultur

Ehrenamtliche Tätigkeiten:
Mentorin im CROSS-Mentoringprogramm der Zukunftsmacher M-V

Branche / Unternehmen:
Handwerk – Klima/Lüftung

Position:
Geschäftsführerin

Schwerpunkte der aktuellen Tätigkeit:
Unternehmensführung

Wie viele Mitarbeiter/innen sind Ihnen unterstellt?
45 Mitarbeitende