„KlasseFrauen von heute“ – engagiert, authentisch, innovativ

Frauen in Führungspositionen gelten für viele in der IT-Branche immer noch als Besonderheit. Die Ansicht mag mittlerweile überholt sein. Sich aber in der IT-Branche innerhalb von 30 Jahren zu einem Multi-Millionen Unternehmen in einem kleinen Dorf in der Nähe von Neubrandenburg zu entwickeln, das ist eher eine Seltenheit.

Katharina Clausohms Karriere begann bodenständig als Schäferin. Heute ist sie mit viel Herzblut und Kreativität Geschäftsführerin eines IT-Unternehmens mit über 75 hochqualifizierten Softwareentwicklern und Ingenieuren in Neverin.
Sie ist nicht nur Geschäftsfrau, sondern auch liebevolle Mutter und Großmutter von mittlerweile 5 Enkeln. Eine Frau, die den viele in Schwierigkeiten bringenden Spagat zwischen Karriere und Familie in Perfektion beherrscht.

Wie alles begann:

1990 wurde der erste Meilenstein gesetzt. Mut und Risikobereitschaft, der Drang nach Weiterentwicklung, Ausdruck und Kreativität ließen sie und ihren Ehemann Michael, ein passionierter Techniker, das damalige „Begrüßungsgeld“ der BRD gut investieren. Mit ein „paar Hundert D-Mark“ der ganzen Familie kauften sie sich im „Westen“ einen Computer, kehrten zurück nach Neverin und begannen mit ihrer Arbeit. Unermüdlich programmierten Michael Clausohm und seine 2 Mitarbeitenden im Keller und der Garage des Wohnhauses der Clausohms, während Katharina Clausohm, eine Frau der Pläne und Entscheidungen, mit Leidenschaft das Unternehmen managte.
Auch durch ihre Ausbildung in der DDR hatte sie eine besondere Kompetenz erworben, die ihr nun zugutekam: Die Fähigkeit mit wenig sehr effizient umzugehen.

Stellvertretend für Mecklenburg-Vorpommerns Frauen wurde sie 2020 als „Frau des Jahres“ geehrt. Für uns noch ein Grund mehr, Frau Clausohm in ihrem Unternehmen zu besuchen und mit ihr über ihre beruflichen Herausforderungen und ihr großes ehrenamtliches Engagement zu sprechen.

Was hat Sie auf Ihrem Karriereweg besonders geprägt?

Nicht nur die Erfahrungen der Wendezeit brachten Veränderungen mit sich, sondern auch die Weltwirtschaftskrise im Jahr 2008 hinterließ Spuren:

»Sie zwang mich zu harten Entscheidungen. Unsere Schaltschrank-Fertigung musste stark abgebaut werden. Mit der Konzentration auf Ingenieursleistungen und dem neuen Boom in der Softwareentwicklung konnten wir uns wieder gut aufstellen.«

Stillstand gab es auch danach zu keinem Zeitpunkt.

»Heute stecken wir mitten in der Corona-Krise. Diese neuen Umstände haben eine fundamentale Änderung der Arbeitswelt zur Folge. Die meisten unserer Mitarbeitenden haben Familien und brauchen mehr denn je die Möglichkeit Familie und Beruf zu vereinbaren.«

Durch die fortlaufende Digitalisierung der Arbeitsabläufe in der Branche ist es der Firma gelungen, schnell und sicher auf die neuen Herausforderungen zu reagieren.

»Darauf bin ich stolz«, berichtet Frau Clausohm.

Genauso stolz betrachtet Frau Clausohm die Entwicklung, dass sich inzwischen wieder mehr Frauen für Berufe in der IT-Branche entscheiden. Insbesondere durch den hohen Stellenwert, den Projektarbeiten einnehmen, gestaltet sich durch diese wachsende Beteiligung auch die Teamarbeit im Unternehmen noch wertvoller, bereichernder und effektiver.
Zeitgleich werden Frauen nicht ausschließlich immer mehr zu Mitarbeitenden, sondern gehören ebenso zum festen Kundenstamm von Frau Clausohms Unternehmensangeboten.

Die positiven Veränderungen, die Frau Clausohm erkennt, beziehen sich auch auf das Verhalten der Männer gegenüber diesen Frauen:

»Als ich 1990 das erste Mal gepitcht hatte und wir den Auftrag bekamen, strich mir – ganz dem Klischee entsprechend – ein älterer Manager mit Zigarre im Mund über meinen Arm. Das war ein Vorgang, der mich geprägt hat, weil er mich so unvorbereitet getroffen hatte«

Frau Clausohm ließ sich durch solche Erlebnisse nicht von ihrem Weg abbringen:

»Mit mir nicht – habe ich mir damals geschworen. Der Manager wurde aufgrund einer Anzeige von einer anderen Frau kurz darauf entlassen.
Mir ist von dem Vorfall noch die Abneigung gegen Zigarren geblieben.«

Heutzutage nimmt Frau Clausohm wichtige und erfreuliche Änderungen wahr:

»2020 kann unsere Tochter unbesorgt überall pitchen, niemals würde ein Manager sich sowas noch erlauben. Das ist gut.«

Auch ehrenamtlich engagiert sich Frau Clausohm außergewöhnlich intensiv. Stets am Puls der Zeit, steht Katharina Clausohm zudem in enger Verbindung mit ausgewählten Universitäten und Schulen im Land und sieht sich als Förderin der Region. Es ist ihr wichtig, Talente im Land zu fördern, auszubilden und ihnen eine Zukunft zu bieten. Sie ist davon überzeugt, dass Programmierung eine große Zukunftschance für unsere Region darstellt und dass man für eine hervorragende Ausbildung und Ausübung dieses Berufes MV nicht verlassen muss.

Katharina Clausohm unterstützt Startups in Neubrandenburg und trägt maßgeblich dazu bei, eine Kultur von Mut, Tatendrang und Kreativität zu entwickeln, damit junge Menschen an sich glauben und an ihren Herausforderungen wachsen können. Sie selbst hat vor 30 Jahren ein Startup gegründet und führt heute ein erfolgreiches Unternehmen mit Hauptsitz in Neverin bei Neubrandenburg. Bei DJAMACAT GAMESPORTS, dem ersten Studio aus Neubrandenburg, das über Crowdfunding Spiele entwickelt, agiert sie sehr engagiert als ehrenamtliche Mentorin.

Neben dem Programmieren gehört Frau Clausohms Leidenschaft dem Sport. Mit ihrem Engagement leistet sie nicht nur einen Beitrag zur Gesundheit ihrer Mitarbeitenden und dem Umweltschutz. Sie unterstützt naturverbundenen Sport und möchten die sportliche Zukunft der Region mitgestalten. Sie fördert regelmäßig Sport-Events wie z.B. die Mecklenburger Seenrunde und den Tollenseseelauf.

KATHARINA CLAUSOHM – weibliche Intuition und selbstverpflichtende Prinzipien

Vertrauen, Geduld und Flexibilität sind Eigenschaften, die Katharina Clausohm verkörpert. Sie hat in einem Interview gesagt: “In meiner Natur als Unternehmerin möchte ich vor allem authentisch sein.” Das gilt für ihre Mitarbeitenden, Kunden, Partner und innerhalb der Familie gleichermaßen.

In den 30 Jahren hat Frau Clausohm so das kleine Drei-Mann-Unternehmen zu einem mehr als 75-köpfigen starken Team an drei Standorten wachsen lassen, das nun weltweit Autobörsen für Audi und VW programmiert. Dennoch ist sie stark in der Region verwurzelt und gestaltet aktiv die Zukunft ihrer Familie, Mitarbeitenden, ihrer Gemeinde und Region.
Als bekennende Mecklenburgerin rührt sie auch kräftig die Werbetrommel bei ihren internationalen Partnern und lädt diese regelmäßig nach Neverin ein.

Die Auszeichnung zur Frau des Jahres 2020 ehrt sie zusätzlich in ganz besonderer Weise:

»So habe ich die Möglichkeit, meine Anliegen öffentlichkeitswirksamer zu machen, andere Menschen zu inspirieren, ihre Talente zu erkennen und auszuschöpfen, sich zu verwirklichen und die Welt bewusst mitzugestalten.«

»Moderne Führungskräfte führen mit Herz!«

Frau Clausohm ist eine bemerkenswerte Frau, eine Klassefrau eben, die Veränderungen stets als Herausforderungen sieht. Stolz auf das Erreichte, verliert sie dennoch nie den Blick für das Wesentliche: „Es gilt sich immer wieder neu zu positionieren und mit viel Innovationskraft sich selbst zu entwickeln, das Unternehmen zu stärken und andere zu unterstützen“.

Sie verrät uns, dass sie oft nach Bauchgefühl handelt. Und auf die Frage, ob Frauen anders führen als Männer, antwortete sie uns:

Und Ihr Erfolgsrezept?

»Ein stabiles Betriebsklima, zufriedene Mitarbeitende und die Förderung von Talenten!«

Und ganz persönlich:

»Ich liebe Wilhelm Busch. Ich könnte Gedichte von ihm morgens um 2 aus dem Kopf vortragen. Der Humor ist wunderbar.«

Ihre Botschaft an die jungen Führungskräfte:

»Wisst, wer ihr seid und verstellt euch nicht, weder privat noch im Job!
Eine Führungsfrau kann aus vielen Lebensbereichen Freude und Stärke beziehen, sei es die Arbeit, die Familie, Sport oder Hobbies. Lasst euch von Rückschlägen nicht unterkriegen und habt immer ein Ziel vor Augen.«

Was verbinden Sie mit dem Begriff „Tapetenwechsel“?

Tapetenwechsel bedeutet für mich eine Veränderung der lieben Gewohnheiten. Es ist eine Zeit, um die Perspektive zu verändern, zu reflektieren und eventuell neue Entscheidungen zu treffen.

Was verbinden Sie mit dem Begriff „Einzigartigkeit“?

Also wenn ich mir die Bedeutung des Wortes anschaue, dann heißt es unvergleichlich in seiner Art beziehungsweise Erscheinungsform zu sein. Ich verbinde damit die gelungene Harmonie zwischen dem eigenen Können und dem eigenen Tun.

Was verbinden Sie mit dem Begriff „Lieblingsplatz“?

Mein Lieblingsplatz befindet sich, wie soll es anders sein, in Mecklenburg-Vorpommern. „Das goldene Dreieck“ zwischen Priepert, Wesenberg und Mirow in der Mecklenburgischen Seenplatte ist für mich ein Ort des Auftankens, eine ungestörte Zusammenkunft für uns, unsere Kinder und Enkelkinder. Hier haben wir unser Ferienhaus am See und unser Boot.

Steckbrief

Name:
Katharina Clausohm
Jahrgang:
1961
Anzahl Kinder
2, 1984 und 1988
Hobbies:
Sport, Literatur
Ehrenamtliche Tätigkeiten:
Übungsleiter Breitensport SV Turbine Neubrandenburg, Unterstützer der Mecklenburger Seenrunde, Sponsorin des Bürgerparks Neverin, Sponsorin der neuen Kletterhalle in Neubrandenburg
Branche / Unternehmen:
Clausohm-Software GmbH Neverin, Digitalisierung
Position:
Geschäftsführerin
Schwerpunkte der aktuellen Tätigkeit:
Mitarbeiterführung, Controlling
Wie viele Mitarbeiter/innen sind Ihnen unterstellt?
75