„Schneller, höher, weiter“ war gestern. Heute gilt: „klarer, bewusster, menschlicher“

Im Interview mit Kathrin Pörsch

„Stahl mit Leben füllen“ ist seit fast 70 Jahren Unternehmensgeschichte der ambitionierte Anspruch der HAB Hallen- und Anlagenbau GmbH Wusterhusen bei Greifswald. Verwirklicht wird dieser mit kreativen Visionen für Kunden und Mitarbeiter. „Wir haben Bewegung zum Sinnbild unseres unternehmerischen Handelns erkoren“, so die Kaufmännische Geschäftsführerin Kathrin Pörsch, die gemeinsam mit ihrem Mann Andreas die Geschicke ihres traditionsreichen Familienunternehmens bestimmt. Und diese Philosophie strahlt in alle Bereiche hinein. Innovative Impulse in die Produktpalette, wirtschaftlicher Erfolg auf diversen Geschäftsfeldern und die Firma als eine Einheit engagierter und qualifizierter Mitarbeiter weiterentwickeln, das bildet in Wusterhusen einen Gleichklang. Da sich ein solcher nicht mit guten Worten und Absichtserklärungen von selbst einstellt, hat sich HAB seit 2014 als zertifiziertes „Visionsgeführtes Unternehmen“ einen klar definierten Wertekatalog gegeben und diesen in ihren Betrieb integriert.

Glückwunsch, Frau Pörsch, zur mehrfachen Ehrung als „Visionsgeführtes Unternehmen“. Erzählen Sie uns bitte mehr darüber.

Dahinter verbirgt sich eine unverwechselbare, erfolgsorientierte und moderne Unternehmenskultur. Ich habe bereits vor Jahren die Klarheit gewonnen: Weg von der hierarchischen Unternehmensform und hin zum Visionsgeführten Unternehmen. Bei uns weiß jeder, wo die Reise hingeht und was von ihm erwartet wird. Wir sprechen unsere Mitarbeiter/-innen an und fördern sie, ihr ganzen Wissen und Können, ihre ganze Erfahrung, Kreativität und Leidenschaft einzubringen. Zum Wohle des Unternehmens und zu ihrem eigenen Wohle. Die Erfüllung, die Menschen in einem Visionsgeführten Unternehmen erleben, breitet sich auf ihr gesamtes Leben aus, denn Menschen suchen Glück am Arbeitsplatz und im Privatleben. Wenn Mitarbeiter/-innen ihre Arbeit lieben, sind sie auch im Privatleben glücklich. Ein Visionsgeführtes Unternehmen kann nicht beeinflussen, ob die Mitarbeiter/-innen den richtigen Beruf ergriffen haben, aber wir können den Rahmen dafür schaffen, dass sie sich geschätzt fühlen, eine interessante und erfüllende Aufgabe haben und dass eine inspirierende und harmonische Arbeitsatmosphäre herrscht.

Ein generelles und notwendiges Zukunftsmodell für Unternehmen?

Davon sind wir überzeugt! Mitarbeiter schätzen es, zu wissen, woran sie sind. Und sie erbringen gute Leistungen, wenn gewürdigt wird, was sie tun. Anerkennung ist demnach ein zentraler Leistungsmotor und Wertschätzung trägt markant zur Wertschöpfung bei. Eine definierte Unternehmensvision und die klaren Zielformulierungen bieten Unternehmern, Führungskräften und auch Mitarbeitern gemeinsam Orientierung und das Gefühl von Sicherheit. Das braucht es zwingend in einer Zeit des raschen Wandels.

Was hat Sie persönlich auf Ihrem Karriereweg besonders geprägt?

Meine Eltern. Sie waren immer in leitenden Funktionen tätig, so dass ich bereits als Jugendliche früh erkannt habe, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen und lösungsorientiert zu denken. In meinem Studium zum Ingenieurpädagogen durfte ich als Assistentin den Bereich Psychologie/Pädagogik begleiten. Die vielen Fassetten beeindruckten mich nachhaltig, besonders die Vielfalt der menschlichen Besonderheiten und deren kreative Herausforderungen zur Menschenführung. Auch mein Studium zum Diplom-Kontextual Coach* in der Schweiz war für meinen persönlichen und beruflichen Karriereweg entscheidend. Es lehrte mich, dass Führung eine Haltung ist. Mehr als je zuvor verlangt die neue Art Menschen zu führen absolute Klarheit, Engagement und die Bereitschaft zum mutigen Handeln. Alles passiert auf dem Fundament der Menschlichkeit. Das zu lernen, zu verstehen und anzuwenden ist etwas ganz Besonderes, und das jeden Tag aufs Neue.

*Kontextual: verschiedene Denkweisen

Sie leiten als Frau gemeinsam mit ihrem Mann ein großes Unternehmen und sind auch eine unserer Mentorinnen. Haben Sie eine Botschaft an Frauen in Führungsverantwortung?

Ja, und sie gilt sowohl für führende Frauen als auch Männer. Ich denke, die Königsdisziplin der Führung ist erlangt, wenn Menschen aus sich heraus mitdenken, mitfühlen und mitmachen, weil sie die Freiheit und die Verantwortung dazu bekommen. Führung braucht Haltung.

„Schneller, höher, weiter war gestern. Heute gilt klarer, bewusster, menschlicher.“

Und wie sieht Ihre interne Rollenverteilung mit Ihrem Chefkollegen und Ehemann aus?

Wir haben eine klare Aufteilung. Der eine spricht dem anderen nicht rein. Es sei denn, wir fragen, „…wie würdest du entscheiden“? Mein Mann ist hauptsächlich im Vertrieb und der Projektarbeit tätig und ich kümmere mich hauptsächlich um die Finanzen und unser Personal. Wir ergänzen uns sehr gut und helfen uns untereinander. Das passt schon und durch unsere privaten Hobbys und gemeinsamen Interessen finden wir immer unseren Ausgleich.

Was verbinden sie mit den Begriff Einzigartigkeit?

Alles im Leben ist einzigartig, weil unsere Annahmen auf die Sicht der Dinge einzigartig sind.

Was verbinden sie mit dem Begriff „Tapetenwechsel“?

Mit diesem Begriff verbinde ich eine andere Sicht auf die Dinge, welche uns täglich begegnen. Absolute Offenheit für Neues, auch wenn ich dafür meine Komfortzone verlassen muss.

Wo ist Ihr „Lieblingsplatz“?

Lieblingsplatz ist für mich der Platz, an dem ich erfüllt bin. Das kann im Unternehmen sein, in der Natur oder an einem Ort, an dem Klarheit entsteht. Lieblingsplatz ist außerdem ein Ort, an dem ich kreativ werden kann und mich mit lieben Menschen umgeben darf.

Steckbrief

Name:
Kathrin Pörsch

Jahrgang:
1963

Anzahl Kinder:
2 Kinder/ 1989 und 1994

Hobbies:
Fotografie, Garten, Natur, wandern

Ehrenamtliche Tätigkeiten:
Mentorin im Netzwerk „Aufstieg in Unternehmen – Mentoring für Frauen in der Wirtschaft in MV“

Kontextual Coach

Branche / Unternehmen:
Industrie- und Gewerbebau

Position:
Kaufm. Geschäftsführerin

Schwerpunkte der aktuellen Tätigkeit:
Finanzwesen / Personalwesen

Wie viele Mitarbeiter/innen sind Ihnen unterstellt?
70 Mitarbeitende