Männerdomäne? Kein Problem!

Im Interview mit Katja Rumstich

Für Katja Rumstich ist die Arbeit in einer vermeintlichen Männerdomäne kein Problem. Denn nicht wenige der überwiegend männlichen Mitarbeiter ihrer Firma haben sie schon früher als „Lütte“ des Chefs über den Hof toben sehen. Heute ist sie die Chefin! Seit 2008 ist Katja Rumstich im elterlichen Transport- & Logistikunternehmen in Parchim als Gesellschafterin und Verkehrsleiterin tätig. Gegründet wurde das Familienunternehmen bereits 1990. Mit ihrem Mann und ihrem Vater hat sie dabei zwei weitere Familienmitglieder fest an ihrer Seite.

Wie hat sich Ihre Karriere entwickelt?

Ich bin durch die elterliche Firma ja quasi in der Branche groß geworden und war frühzeitig auch sehr kaufmännisch geprägt. Mir liegen Zahlen seit jeher und so lag es nahe, Betriebswirtschaftslehre zu studieren. Ich begann auch das Studium in Rostock, habe allerdings schnell festgestellt, dass dort für mich vieles zu theoretisch war. Ich bin eben mehr eine Praktikerin. Ich habe mich dann entschieden, nach dem Grundstudium eine Ausbildung zur Speditionskauffrau in Hamburg zu absolvieren. Nach der Ausbildung habe ich dann aber doch noch per Fernstudium mein Studium beendet und als Angestellte in anderen Unternehmen der Speditions- und Logistikbranche viele weitere Kenntnisse erworben. Dann war ich bereit, in die Firma meines Vaters einzusteigen.

Was hat sie auf diesem Weg besonders geprägt?

Einer der wichtigsten Werte, die ich von meinen Eltern mit auf den Weg bekommen habe, ist Verlässlichkeit. Ich hatte einmal ein Buch in der Hand, in welchem ganz besondere Werte aufgelistet waren. Beim Lesen bin ich spontan bei „Verlässlichkeit“ hängen geblieben. Ich hatte das vorher nie als besonderen Wert empfunden, das war für mich immer selbstverständlich. Im beruflichen Leben wird das auch durch den Begriff des „ehrbaren Kaufmannes“ für mich versinnbildlicht. Der Handschlag, der etwas gilt, ein mündliches Versprechen, das eingehalten wird!

Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie stellte ich immer wieder fest, dass Verlässlichkeit – auch in der Politik – oftmals nicht mehr gegeben ist. Ständig gibt es Neues; was gestern noch galt, zählt heute nicht mehr! So kann man schnell die Orientierung verlieren. Da habe ich noch einmal mehr gemerkt, dass Verlässlichkeit einen hohen Stellenwert hat. Nicht jeder Mensch hat die gleichen Werte. Mir ist es daher wichtig, in Gesprächen herauszubekommen, wofür ein Mensch steht. Nicht zuletzt, weil ich dann eher weiß, wie ich mit ihm umgehen und ihn als Mitarbeiter*in eventuell auch unterstützen kann. Ich möchte an dieser Stelle alle dazu motivieren, sich mit den eigenen Werten zu beschäftigen. Jeder sollte sich darüber klar werden, was ihm wichtig ist.

Welche Kompetenzen benötigt eine Führungskraft?

Ich glaube mittlerweile, dass man als Führungskraft grundsätzlich anerkannt wird, wenn Fachwissen und ebenso Empathie vorhanden sind. Egal ob als Mann oder Frau. Man kann nicht von allem Ahnung haben. Also ist es wichtig, anderen zuzuhören, sich zeigen zu lassen, was und wie sie etwas umsetzen, wo die Probleme sind, von Außenstehenden Rat einzuholen, sinnvolle Schulungen durchzuführen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Dann erhältst du automatisch Unterstützung, Zusammenhalt, Rückhalt sowie auch die nötige Akzeptanz. Mir liegt es am Herzen, mit meinen Leuten im steten Gespräch zu bleiben. Nachfragen, wie es zum Beispiel dem kranken Angehörigen daheim geht, oder ein offenes Ohr zu finden, wenn jemand das Gespräch sucht.

Ist das bei Mann und Frau unterschiedlich?

Nach meiner Erfahrung sind Frauen meist empathischer, erspüren Schwingungen schneller. Das kann manchmal sogar dazu führen, eventuelle „Quertreiber“ zu erkennen, dann schneller gegensteuern zu können und auch zu müssen. Und als Frau hat man sicherlich häufig einen anderen Blick auf die Dinge, zum Beispiel zum Thema Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. Immer mehr Väter gehen in Elternzeit oder pflegebedürftige Eltern müssen betreut werden. Darum bin ich eine Verfechterin von Einhaltung der Arbeitszeiten für meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, damit genügend Zeit für Kinder und Familie ist. Ich weiß doch selbst, wie wichtig ein Ausgleich zur Arbeit ist, denn wir haben durch die Bereitschaftszeiten im Unternehmen eigentlich nie Feierabend.

Für mich ist es daher ein großer Glücksfall, meinen Mann an meiner Seite zu haben. Wir ergänzen uns prima, haben gleiche Interessen und einen kleinen Sohn. Ihn aufwachsen zu sehen und zu begleiten in seiner „Weltentdeckung“ bereitet uns viel Freude. So erleben wir gemeinsam eine spannende Zeit, die wir – und Eltern überhaupt – keinesfalls verpassen dürfen.

Haben Sie eine „frauliche“ Botschaft für uns?

Lerne jeden Tag etwas Neues! Und: Um uns Frauen gegenseitig zu supporten, sollten wir mindestens dreimal pro Woche einer anderen Frau sagen, was wir an ihr schätzen oder sie besser noch unterstützen, bei dem was sie tut.

Ihr persönliches Credo?

Einfach mal machen, wird schon gut werden!
 

Was verbinden Sie mit dem Begriff „Tapetenwechsel?“

Über den Tellerrand blicken, die Perspektive des anderen einnehmen oder mich und meine Situation versuchen, durch andere Augen zu sehen.

Was verbinden Sie mit dem Begriff „Einzigartigkeit“?

Jeder Mensch ist einzigartig und sollte auch genauso behandelt werden!
 

Was verbinden Sie mit dem Begriff „Lieblingsplatz“?

Mein „Lieblingsplatz“ ist das Umringt sein von der Familie und den besten Freunden. Ganz egal wo, vorzugsweise jedoch gern am Wasser.

Steckbrief

Name:
Katja Rumstich

Jahrgang:
1979

Anzahl Kinder:
1 Kind

Hobbies:
Lesen, Malen, Handwerken

Ehrenamtliche Tätigkeiten:

AK SchuleWirtschaft, BGL e.V., Ausschuss für berufliche Bildung, Prüferin bei der IHK

Branche / Unternehmen:
Transport & Logistik

Position:
Gesellschafterin und Verkehrsleiterin

Schwerpunkte der aktuellen Tätigkeit:
Controlling, Verwaltung, Personal, Recruitung, SocialMedia, Marketing

Wie viele Mitarbeiter/innen sind Ihnen unterstellt?
Ca. 75